Zipfelnasenrindenwesen
Neulich war es - da lief ich durch den Wald. Ich lief einen Weg, den ich schon längere Zeit nicht mehr gegangen war. Kurz bevor ich wieder auf einen der größeren Wege kommen sollte, passierte ich eine Ansammlung von hohen Nadelbäumen. Nun haben Nadelbäumen von Zeit zu Zeit die Angewohnheit ein paar ihrer Rindenplättchen von sich zu streifen. Da liegen diese Plättchen dann in unterschiedlichten Ausführungen um ihren Stamm herum und so ein seltsamer Mensch kniet ihnen dann zu Füßen, begutachtet die Plättchen, steckt einige ein, manche bemalt er direkt und setzt die sichtbar gemachten Wesen wieder im Wald aus - zumindest für ein paar Fotos.
So war es auch neulich. Allerdings fand ich ein ganz besonderes Stück. Ich trug es mit mir umher, fotografierte es auch, aber ich fand nicht so recht einen geeigneten Platz zum dauerhaften Verweilen - zumindest nicht in meinem Wald...
Die Legende von König Abel, dessen Grab auf einem der Bilder zu sehen ist:
Vor vielen Hundert Jahren, da gab es einen König, der hatte einen Bruder. Dieser Bruder wollte aber selber König werden und wollte nicht abwarten, dass der König in einem Kampf fiele oder einer Krankheit zum Opfer fiele. Eines Tages (oder Nachts?), ging der König mit seinem Bruder zur Schlei. Dort ertränkte der Bruder den König und wurde selbst zum König. Doch nach nicht allzu langer Zeit fiel er in einem Kampf seinem Gegner zum Opfer. Da er aber König war, hatte er das Recht im Schleswiger Dom seine letzte Ruhestätte zu finden. Nach der König, der durch den Brudermord ja erst zum König geworden war, im Dome bestattet wurde, begann es dort alsbald unheimlich zu werden. In den Mauern des Domes begann es zu spuken! Alsbald wurde der Brudermörder und ehemalige König Abel für den Spuk verantwortlich gemacht, da dies alles erst begann, nachdem er dort beigesetzt worden war. So entschied man sich schließlich ihn aus dem Dom zu exhumieren und weit vor den Toren der Stadt wieder zu vergraben, wo er sein Geisterunwesen treiben könne, die Bevölkerung aber sicher vor ihm wäre, und man verscharrte ihn im Wald, der später der fürstliche Tiergarten werden sollte.
Der Grabstein soll daran erinnern, auch wenn man munkelt, dass sein Grab an einer etwas anderen Stelle in dem kleinen Tälchen liegen soll.
Einige Altschleswiger berichten auch immer noch von unerklärlichen Dingen, die der König Abel im Wald treiben soll - aber nur, wenn man ihm kein Opfer bringt. Die Altschleswiger schwören darauf, dass jeder, der dem König Abel eine Buddel Schnaps darbringt, von ihm verschont werden soll.
Im Wald selbst ist leider nirgendwo die Legende zu lesen - keine Tafel erinnert an die Geschichte - lediglich der Grabstein mit der Inschrift "König Abels Grab 1252" weist den Weg in die Schleswiger Geschichte. Im Dom zu Schleswig gibt es auch einen Schaukasten, in dem noch ein Gewandteil des Bruders von König Abel anzuschauen sein soll. Ich weiß aber nicht, ob dieser Schaukasten derzeit zum begutchatbaren Ausstellungsmaterial gehörig ist oder nicht.
Comments
THK |
SeplundPetra |
Leichnam |
deleted |
THK |
deleted_6195 |
AbyssalArt (ICOM e.V.) |
Miezel |
Leichnam |
SeplundPetra |
Bunt mögen Leichnamnasenfiguren ja, darum hab ich ihn in den Blumenstraß gelegt und geknipst. Hat aber weder Allergie- noch Schnupfenanzeichen gezeigt...
Leichnam |
Danke fürs gute Stück nochmals!