Das Problem ist wahrscheinlich der "Metoo" Spruch, der war für mich irgendwie irreführend. Das Thema in dem Artikel ist eine andere Baustelle und hat nur periphär mit der Metoo Thematik zu tun.
Zum Thema in dem Artikel (und damit in Deinem Cartoon):
Das ganze ist ziemlich komplex und fizzlig. Kunst ist frei und kann, darf sollte jederzeit auch Tabus brechen. Eine Zensur sollte es nicht geben und Forderungen, Museen mögen dieses oder jene Bild in den Keller verbannen, jagen mir den Eisesschauer über den Rücken. In letzter Zeit häufen sich Fälle, wo genau das gefordert wird.
Wenn wir jetzt anfangen, Kunst zu zensieren sind wir auf einem ganz schlechten Weg.
Andererseits wäre es zu kurz betrachtet, solche Forderungen nur als zeitgeistkompatibles Gestänker abzutun. Die Ursachen liegen in einer tief verwurzelten Problematik.
Die Kunstwelt ist, wie jeder andere gesellschaftliche Bereich auch, seit Jahrhunderten von Männern dominiert. Auch hier herrscht die männliche Perspeketive als Default vor. Das Geschenk, das die Kunst bietet, nämlich seine Gefühle dauerhaft nach aussen zu kommunizieren ist ein machtvolles Instrument.
Wird es vorwiegend nur von einem Geschlecht genutzt, entseht auch hier ein massives Ungleichgewicht, zumal die männliche Perspektive auf Frauen sehr häufig von diesen als problematisch empfunden wird - um es mal ganz vorsichtig auszudrücken.
Nackte Rubens-Damen die auf Pferde gehievt werden sind da noch das geringste Problem. Das konkrete Bild in dem Artkel ist indes bereits ein massiveres. Die "träumende Thérèse" ist eindeutig eine grenz-pädosexuelle Fantasie. Die Tatasache, dass das Mädchen sich offensichtlich gar nicht bewusst ist, dass seine Pose aufreizend wirkt (oder sich unbeobachtet glaubt) wird als zusätzlicher Kick wahrgenomen und darsgestellt.
Dies weckt extrem negative Empfindungen in jeder Frau die als Kind Opfer von Übergriffen wurde. Im Artikel wird moniert, dass Betrachter die Bilder zu sehr auf sich bezögen. Ein nicht nachvollziehbarer Vorwurf, da Kunst ja gar nicht anders funktionieren kann, als dass sie im Betrachter irgendetwas wiederspiegelt.
Wie auch immer. solche Gemälde gibt es zu Hauf und Jahrhunderte lang waren sie normal, stellten den Default dar. Jetzt ist halt die Zeit gekommen, wo das hinterfragt wird. Und ja, auch alte Meister dürfen neu und kritisch betrachtet werden.
Statt die Bilder einfach zu verbannen odere gar zu verbieten, sollten Museen sich neu mit ihnen auseinandersetzen und eine Begleittafel könnte den historischen und persönlichen Hintergrund von Bild und Maler erläutern. So würde eine rationalisierende Distanz geschaffen. Langfristig wird aber nur das Aufkommen weiblicher Künstler, die der Gesamtperspektive eine unverfälscht ihrige beisteuern, die Lage entschärfen.
Das wäre eine Sichtweise, die nicht im Entferntesten von mir beabsichtigt war. Thema ist vielmehr das, was im von Trumix eingefügtem Link behandelt wird. (4. Kommentar von unten.)
Ich habe den Cartoon so verstanden, dass man (bzw Frau) sich mal nicht so anstellen soll, weil Gewalt gegen sie ein tradiertes Kulturgut ist, dass ja nicht umsonst in Museen gezeigt wird. nach dem Motto "So gesehen könnten die Rubens Damen ja auch alle Metoo schreien, also hab dich nicht so"
@ DianaKennedy: Ich stimme Dir zu und halte die #metoo-Debatte für richtig und notwendig. Aber davon handelt dieser Cartoon nicht, sollte er zumindest nicht, die Intention war eine andere; scheint nicht so rüberzukommen.
#Metoo war dazu gedacht, öffentlich über erfahrene, sexistisch motivierte Gewalt oder Übergriffe zu berichten. Um die Erfahrung aus dem Tabu herauszuholen und zu sehen, wieviele eigentlich davon betroffen sind. Ich hatte mit diesem Hashtag zum aller ersten Mal öffentlich davon gesprochen, dass ich im Alter von 11 Jahren vergewaltigt wurde.
Dafür gabs dann Spott und Hohn und Beschimpfungen. Aber schon klar, es gibt kein Sexismus.
Comments
DianaKennedy |
Das Problem ist wahrscheinlich der "Metoo" Spruch, der war für mich irgendwie irreführend. Das Thema in dem Artikel ist eine andere Baustelle und hat nur periphär mit der Metoo Thematik zu tun.
Zum Thema in dem Artikel (und damit in Deinem Cartoon):
Das ganze ist ziemlich komplex und fizzlig. Kunst ist frei und kann, darf sollte jederzeit auch Tabus brechen. Eine Zensur sollte es nicht geben und Forderungen, Museen mögen dieses oder jene Bild in den Keller verbannen, jagen mir den Eisesschauer über den Rücken. In letzter Zeit häufen sich Fälle, wo genau das gefordert wird.
Wenn wir jetzt anfangen, Kunst zu zensieren sind wir auf einem ganz schlechten Weg.
Andererseits wäre es zu kurz betrachtet, solche Forderungen nur als zeitgeistkompatibles Gestänker abzutun. Die Ursachen liegen in einer tief verwurzelten Problematik.
Die Kunstwelt ist, wie jeder andere gesellschaftliche Bereich auch, seit Jahrhunderten von Männern dominiert. Auch hier herrscht die männliche Perspeketive als Default vor. Das Geschenk, das die Kunst bietet, nämlich seine Gefühle dauerhaft nach aussen zu kommunizieren ist ein machtvolles Instrument.
Wird es vorwiegend nur von einem Geschlecht genutzt, entseht auch hier ein massives Ungleichgewicht, zumal die männliche Perspektive auf Frauen sehr häufig von diesen als problematisch empfunden wird - um es mal ganz vorsichtig auszudrücken.
Nackte Rubens-Damen die auf Pferde gehievt werden sind da noch das geringste Problem. Das konkrete Bild in dem Artkel ist indes bereits ein massiveres. Die "träumende Thérèse" ist eindeutig eine grenz-pädosexuelle Fantasie. Die Tatasache, dass das Mädchen sich offensichtlich gar nicht bewusst ist, dass seine Pose aufreizend wirkt (oder sich unbeobachtet glaubt) wird als zusätzlicher Kick wahrgenomen und darsgestellt.
Dies weckt extrem negative Empfindungen in jeder Frau die als Kind Opfer von Übergriffen wurde.
Im Artikel wird moniert, dass Betrachter die Bilder zu sehr auf sich bezögen. Ein nicht nachvollziehbarer Vorwurf, da Kunst ja gar nicht anders funktionieren kann, als dass sie im Betrachter irgendetwas wiederspiegelt.
Wie auch immer. solche Gemälde gibt es zu Hauf und Jahrhunderte lang waren sie normal, stellten den Default dar. Jetzt ist halt die Zeit gekommen, wo das hinterfragt wird. Und ja, auch alte Meister dürfen neu und kritisch betrachtet werden.
Statt die Bilder einfach zu verbannen odere gar zu verbieten, sollten Museen sich neu mit ihnen auseinandersetzen und eine Begleittafel könnte den historischen und persönlichen Hintergrund von Bild und Maler erläutern. So würde eine rationalisierende Distanz geschaffen.
Langfristig wird aber nur das Aufkommen weiblicher Künstler, die der Gesamtperspektive eine unverfälscht ihrige beisteuern, die Lage entschärfen.
antonreiser |
Thema ist vielmehr das, was im von Trumix eingefügtem Link behandelt wird. (4. Kommentar von unten.)
DianaKennedy |
antonreiser |
boy |
DianaKennedy |
Ich hatte mit diesem Hashtag zum aller ersten Mal öffentlich davon gesprochen, dass ich im Alter von 11 Jahren vergewaltigt wurde.
Dafür gabs dann Spott und Hohn und Beschimpfungen. Aber schon klar, es gibt kein Sexismus.
TrumixComics (ICOM e.V.) |
Den Schutzraum Museum gibt es nicht mehr
antonreiser |
Wenn ich das richtig sehe, hat Trumix die Intention hinter diesem Cartoon entdeckt.
rigo |
TrumixComics (ICOM e.V.) |
Ja,ja! Der Herr Rubens und noch viele andere ... man sollte sie alle verbieten.