Charlie Hebdo Hydra
Je suis auch Charlie. Muss ja!
Diese ganze Charlie Hebdo-Sache.
Wenn grad wieder irgendein Thema unterwegs ist, versuch ich, mir einen zentralen Kernaspekt rauszufiltern und den zu verstehen. Den ganzen (pseudo?)religiösen, medienethischen, rassistischen und was-weiß-ich-was Überbau zu verstehen, wird mir kleinem Mann von der Straße eh nich gelingen.
Im Falle des Massakers versuch ich daher, eher die Reaktionen derer zu verstehen, die die Nachrichten verfolgen. Die Motive der Attentäter zu verstehen bringt mich beispielsweise eh nicht weiter.
Zunächst gibt´s wieder massig Diskurse - grad im Facebook - zu dem Thema, dass nun der Hass auf den Islam wieder geschürt wird usw. Tatsächlich krieg ich aber davon gar nix mit. Und warum nich? Weil ich für gewöhnlich keine sehr dummen Menschen in meiner FB-Timeline hab. Und ich les keine GMX-News-Kommentare.
Stattdessen ist meine FB-Timeline voll von recht schlauen, reflektierten Erörterungen zu dem Thema. Ebenso gibt´s zahlreiche sehr gescheite Comics und Cartoons von IllustratorInnen-KollegInnen. Alles, was ich da machen kann, ist mich höchstens einzureihen. Letztlich ergibt sich daraus ´ne schöne Blase.
Das Problem ist nur, dass das weitgehend ´ne semipermeable Blase ist. Vieles von dem, was in der Blase generiert wird, erreicht diejenigen, die sich´s wirklich mal anhören oder anschauen müssten, leider eh nich. Die logische Fortsetzung des PEGIDA-Diskurses.
Mein Gedanke, der sich aus all den tendenziell rassistischen und islamfeindlichen Stammtischmeinungen ergibt, die nun sicherlich mal wieder vermehrt die Runde machen, ist, dass sich vieles lösen lassen könnte, wenn man sein Wissen und Denken über Subkulturen grundlegend umkrempelt. Subkulturen – das is der Kerngedanke, den ich mir rausgefiltert hab. Der Kreis schließt sich spät.
Das Ding ist, dass wir alle sehr vielen Subkulturen angehören und im Laufe eines Lebens werden´s immer mehr, was die Sache verkompliziert.
Als Kind war´s einfach. Da gehörte ich den Subkulturen der Kinder, der Jungs, der BVB-Fans und höchstens noch zwei, drei anderen Sachen an. Und innerhalb dieser Subkulturen war ich wohl zu unkritisch, unreflektiert. BVB-Fans waren z.B. immer cool und Bayern-Fans immer scheiße. Auch Mädchen und Erwachsene waren immer scheiße. Heute weiß ich, dass es etwa eine Handvoll ganz okayer Bayern-Fans und ziemlich viele ganz gute Mädchen gibt. Auch Erwachsene konnten in meiner Meinung ein paar Level-Ups verbuchen.
Leider bröckeln in letzter Zeit zunehmend die Fassaden der einst recht ordentlichen subkulturellen Bauten, in denen ich mich gerne mal verschanzt hatte. Es war z.B. immer ´n schönes Gefühl, sich der Gamer-Szene unterordnen zu können. Spätestens seit so Aktionen wie Gamer Gate will ich nun aber nicht mehr, dass alle Gamer einfach nur Gamer sind. Manche Gamer sind Vollspacken-Gamer und bilden damit ihre eigene Subkultur.
Und manche Muslime sind halt auch Vollspacken-Muslime und bilden ihre eigene Subkultur. Von jeder Subkultur gibt´s noch zumindest die Vollspacken- oder Arschloch-Verzweigung. Es gibt auch Nonnen, krebskranke Kinder und Behinderte, die spackige Arschlöcher sind.
Das Prinzip is ganz einfach, aber erschreckend ist dann doch, wie viele Leute nicht dazu fähig sind, ihre Menschenbilder so weit unterzuverkasten.
Wenn ich also eine sinnvolle Konsequenz aus der Sache ziehe, dann, dass es wichtig ist, in allen Subkulturen die Vollspacken-Verzweigungen stärker von der übergeordneten Kategorie zu extrahieren und die Unterschiede der Verzweigungen rauszuarbeiten. Man muss allerdings auch akzeptieren, dass das auch in die andere Richtung funktioniert und in grundlegend negativ konnotierten Subkulturen (Neo-Nazis, PEGIDA, Nordkorea, die Piraten-Partei) nicht alles so einfach schlecht ist, wie man´s gern hätte. Uffz!
Das menschliche Leben ist anstrengend!
Comments
miro2 |
Da hat einer Worte für Viele gefunden.
george |
herve |
SeplundPetra |
Fledermaus |
fuenf |